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ZEITSCHRIFTEN / Neurologie & Rehabilitation / Archiv / 2014_2 / Abstract 4
 

Neurol Rehabil 2014; 20 (2): 79-89                                                                                 KASUISTIK



Management der Oropharyngealen Dysphagie (OD) unter Anwendung eines standardisierten Schluckassessments im Rahmen eines Dysphagie-Management-Concepts (DMC)

G. W. Ickenstein1, M. Hiller1, R. Müller

1 Klinik für Neurologie & Stroke Unit mit Dysphagiezentrum, HELIOS Klinikum Aue, TU Dresden
2 Klinik und Poliklinik für HNOHeilkunde, Universitätsklinikum Carl-Gustav-Carus, TU Dresden



Zusammenfassung

Einleitung: Heutzutage ist es bei vielen dysphagischen Patienten essentiell, eine weitreichende instrumentelle Diagnostik durchzuführen, um die pathophysiologischen Störungsmuster zu erkennen und einen individuellen Therapieplan zu erstellen.
Fallvorstellung: Ein 56-jähriger Patient erlitt nach einer Subarachnoidalblutung (SAB) Grad II im Rahmen eines geplatzten PICA-Aneurysmas (Arteria cerebelli inferior anterior) linksseitig eine Schädigung der Hirnnerven VII, IX, X und XII. Die klinische und instrumentelle Diagnostik mittels Schluckendoskopie (FEES), Bronchoskopie und Videofluoroskopie (VFS) zeigte ein umfassendes dysphagisches Störungsmuster, so dass eine individuelle funktionsorientierte logopädische Therapie eingeleitet werden konnte.
Ergebnisse: Da sich bei allen Konsistenzen eine fehlende Schluckreflextriggerung, eingeschränkte Larynxelevation und Anteriorbewegung des Kehlkopfes sowie eine reduzierte Öffnung des oberen Ösophagussphinkters (OÖS) zeigte, wurde eine nasogastrale Sonde (NGS) und Trachealkanüle als wichtigste medizinische Erstmaßnahme zur Sicherung der Ernährung und zum Schutz der tiefen Atemwege angelegt (nihil per os). Parallel zu den restituierenden Verfahren wurden endoskopisch kontrollierte kompensatorische Verfahren wie Haltungsänderungen und weitergehende Schlucktechniken angebahnt und zusätzlich im gesamten Verlauf adaptierende Verfahren eingesetzt. Im Rahmen der Neurorehabilitation konnte bei ausreichend sicherer oraler Ernährung ohne weitere Aspirationshinweise die PEG Sonde entfernt werden und der Patient ausreichende Nahrungsmengen unter Anwendung von kompensatorischen Verfahren und Schluckkostformen (SKF) zu sich nehmen.
Fazit: Mit dieser Falldarstellung kann gezeigt werden, dass durch ein standardisiertes diagnostisches Vorgehen der Grad der Schluckstörung mit Leaking, Retention, Penetration und Aspiration im Team festgelegt wird, so dass pathophysiologisch-orientierte Verfahren für ein funktionelles Therapiekonzept der Schluckstörung zum Einsatz kommen können. Invasive Massnahmen wie PEG-Sondenanlage und Tracheotomie können dadurch sowohl besser initialisiert als auch beendet werden. Ein detailliertes Dysphagie Management Concept (DMC) kann die Störungsmuster schneller und besser erkennen und dem Team in der Dokumentation von Diagnostik und Therapie hilfreich sein.
Schlüsselwörter: oropharyngeale Dysphagie, Schlaganfall, Neurorehabilitation, Schluckassessment,
Dysphagiemanagement, Trachealkanülenmanagement

 

© Hippocampus Verlag 2014


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