NeuroGer 2013; 10 (2): 55-64 ORIGINALARBEIT
Eine Expertenbefragung zur Rollatorbeschwerung in der Neurorehabilitation
Ergebnisse einer Onlinebefragung unter schweizerischen Physiotherapeuten
T. Braun1,2,3, D. Marks2, Ch. Grüneberg1 1Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften, Hochschule für Gesundheit, Bochum, 2Rehaklinik Zihlschlacht, CH – Zihlschlacht/Schweiz 3Hochschule Fresenius, Idstein
Zusammenfassung Die Verbesserung von Gehfähigkeit und Sturzrisiko sind wichtige physiotherapeutische Ziele in der Neurorehabilitation, welche durch den Einsatz von Gehhilfsmitteln erzielt werden können. Eine Rollatorbeschwerung wird im klinischen Alltag immer wieder eingesetzt und könnte vorteilhaft sein. Wirksamkeitsnachweise fehlen bisher. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Ermittlung von Verwendungshäufigkeit, Indikationen sowie Vor- und Nachteilen einer Rollatorbeschwerung. Auf Grundlage dieser qualitativen Forschungsarbeit soll eine Empfehlung bezüglich der praktischen Handhabe dieser Hilfsmittelmodifizierung ausgesprochen werden. Die Expertengruppe bildeten 82 Physiotherapeuten, welche sich einer schweizerischen Interessensgemeinschaft für Neurorehabilitation angeschlossen hatten. Ihnen wurde ein Onlinefragebogen zugesandt. Vierzig Therapeuten mit einer durchschnittlichen Berufserfahrung von 17,4 Jahren sandten den Bogen ausgefüllt zurück. Eine Beschwerung wird in 80 % der Einrichtungen angewendet, Gewichte zwischen 1 und 25 kg kommen dabei zum Einsatz. Bei Morbus Parkinson und Hemiparese nach Schlaganfall wird eher selten beschwert, da Nachteile wie Probleme beim Handling des Rollators und negative Tonusveränderungen die potentiell vorteilhaften Stabilitätsverbesserungen überwiegen. Liegt eine Ataxie vor, wird häufiger beschwert und die Meinungen zu Vor- und Nachteilen gehen stärker auseinander. So kann in schwerbetroffenen Einzelfällen die Rollatorbeschwerung die einzige Möglichkeit sein, Gehfähigkeit überhaupt zu erreichen. Eine Rollatorbeschwerung sollte nur in Einzelfällen und stets unter Berücksichtigung der individuellen Therapieziele erfolgen sowie regelmäßig evaluiert werden. Schlüsselwörter: Rollator, Gang, Stürze, Ataxie, Physiotherapie
An expert survey concerning rollator-loading in neurorehabilitation T. Braun, D. Marks, Ch. Grüneberg
Abstract Improvement of gait and fall risk are important physiotherapeutic goals in neurorehabilitation, which can be achieved through the use of walking aids. Rollator-loading is frequently applied in clinical practice and could be advantageous. By now, no evidence is proven. Aim of the existent research was appraisal of application frequency, loading indication as well as advantages and disadvantages. Based on this qualitative research a recommendation concerning the practical use of this assistive device modification should be given. The expert group consisted of 82 physical therapists, who belong to a Swiss league for neurorehabilitation. An online-questionnaire was send to all of them. The questionnaire was returned by 40 therapists with a mean work experience of 17.4 years. Rollator-loading was applied in 80 % of the institutions with utilized weights between 1 and 25 kg. In Parkinson’s disease and hemiparesis following stroke a loading is disposed very rarely because disadvantages like rollator-handling issues and negative changes of muscle tone outweigh potentially advantageous improvements of stability. In ataxia, rollator-loading is used more frequently and opinions concerning the advantages and disadvantages diverge more strongly. In severe single-cases rollator-loading can be the only opportunity to even achieve ambulation. Rollator-loading should only be used in single-cases, always in consideration of individual therapy goals and a regular evaluation. Key words: rollator, gait, accidental falls, ataxia, physical therapy
© Hippocampus Verlag 2013
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